Hintergrund-Informationen zur den Pressemitteilungen 25/2002 und 29/2002 des VCD Bayern:

Fakten zur Schönbuchbahn Böblingen-Dettenhausen

Ein Paradebeispiel für eine erfolgreiche Streckenreaktivierung

Am 31. September 1966 wurde nach etwa 50 Jahren Betrieb der Schienenpersonennahverkehr auf der Schönbuchbahn aufgegeben. 1988 beantragte die Deutsche Bundesbahn die Stillegung für den Personen- und Güterverkehr. Nachdem der Landkreis Böblingen Interesse an der Übernahme der Strecke gezeigt hatte, wurden die Stillegungsabsichten nicht weiter verfolgt.

Im Auftrag des Landkreises Böblingen erstellte die Württembergische Eisenbahngesellschaft WEG im September 1989 eine Konzeption für die Reaktivierung des Schönbuchbahn. Das Land Baden-Württemberg sagte GVFG-Mittel für die Reaktivierung zu. Im Juli bzw. Oktober 1993 beschlossen die Landkreise Böblingen und Tübingen die Reaktivierung und gründeten am 29.11.93 einen "Zweckverband Schönbuchbahn" (ZVS; Beteiligung 80% Böblingen, 20% Tübingen). Am 28.12.93 erwarb der ZVS die betriebsnotwendigen Grundstücke und Bahnanlagen zum Kaufpreis von einer Mark plus Steuer. Anschubmittel für unterlassene Instandsetzungen am Fahrweg und sonstige Starthilfen wurden von der DB nicht gewährt.

Nach einer beschränkten Ausschreibung zum Bau und Betrieb der Bahn, an der sechs Verkehrsunternehmen Angebote abgaben, erhielt die WEG am 6. Juli 1994 den Zuschlag. In der Ausschreibung waren 27 Zugpaare an Werktagen (Mo-Fr), 14 an Samstagen und 6 an Sonn- und Feiertagen gefordert.

Der Streckenausbau umfaßte im wesentlichen folgende Punkte:

Die Bahnsteighöhe beträgt 76 cm. Als Fahrzeuge werden Regio-Shuttle eingesetzt. Für vier Triebwagen, Streckensanierung und -ausbau, Hochbaumaßnahmen, Signalanlagen, Unterstellhalle mit Verwaltungsteil, Fahrkartenautomaten an allen Haltepunkten, Verkabelung, Erstellung einer Bahnunterführung sowie Ablösung (Vorteilsausgleich) für eine neu erstellte Brücke waren Netto-Investitionen in Höhe von etwa 28,5 Mio. DM nötig.

Bei den Planungen zur Wiederinbetriebnahme der Schönbuchbahn zwischen Böblingen und Dettenhausen im Jahre 1993 war man von täglich 2500 Fahrgästen ausgegangen, wobei ein durchschnittlicher Fahrgastzuwachs von 20 % bereits einkalkuliert war. Mit dem Bus waren damals etwa 2000 Fahrgäste pro Tag gefahren.

Bereits am ersten vollen Betriebstag, dem 2. Dezember 1996, wurden 3740 Fahrgäste gezählt, 14 Tage später waren es 4090 Personen und der Zuspruch hielt weiter an: Im April 1997 wurden 4584 Fahrgäste pro Tag ermittelt und zwei Jahre später, im April 1999, beförderte die Schönbuchbahn 5035 Personen pro Tag. Diese Zahl ist nach Angaben der WEG, der Württembergischen Eisenbahngesellschaft mbH, die die Strecke betreibt, eine repräsentative Zahl, die belegt, dass sich die Schönbuchbahn wachsender Beliebtheit und reger Kundenbindung erfreut. Nach Meldungen von "Bus und Bahn" (März 2001) und "Eisenbahnrevue International" (März 2001) sind Anfang des Jahres 2001 täglich 5800 bis 6000 Fahrgäste unterwegs.

Nicht nur bei den Fahrgästen erfreut sich die Schönbuchbahn großer Beliebtheit, auch in der Verkehrsbranche wird die Bahn europaweit als Modellprojekt gewertet. Nationale und internationale ÖPNV-Delegationen bereisen die Schönbuchbahn auch heute noch, um Anregungen für eigene Projektplanungen zu erhalten.

Mit der Herbstsaison 1999 wurde das Fahrplanangebot weiter verbessert, indem der Halbstundentakt werktags ausgeweitet wurde: Die Züge verkehrten jetzt montags bis freitags bis etwa 20 Uhr im Halbstundentakt, ebenso samstags zwischen etwa 8 und 14 Uhr. In den Abendstunden, Samstag nachmittags sowie an Sonn- und Feiertags fuhr die Bahn im Stundentakt. Damit wurden nun 35 Zugpaare Montag bis Freitag, 24 Zugpaare samstags und 15 Zugpaare sonn- und feiertags angeboten. Die Kosten für die Taktverdichtung beliefen sich auf 147.000 DM pro Jahr. Seit November 2000 rollen die Züge werktags sogar bis 22 Uhr und samstags bis 16 Uhr im Halbstundentakt. Ab Fahrplanwechsel Juni 2001 sind montags bis freitags zwischen 5 Uhr und 1 Uhr 37 Zugpaare unterwegs, samstags 26 und sonn- und feiertags weiterhin 15 Zugpaare.

Wegen des enormen Fahrgastzuwachses erhält die Schönbuchbahn im Sommer 2001 zwei weitere Regio Shuttle RS-1. Dann können zu den Verkehrsspitzen die Triebwagen statt in Doppel- in Dreifachtraktion fahren. Deshalb müssen allerdings die meisten der Bahnsteige verlängert werden, Kostenpunkt etwa eine Million Mark.

Quellen:
WEG; Pressemitteilungen des Landratsamts Böblingen vom 27.4.99 und 27.9.99; Bus und Bahn (03/2001); Eisenbahn International (03/2001); Angaben ohne Gewähr; letzte Änderung: 2001-05-26

Zitiert nach: http://www.pro-bahn.de/fakten/sbuch.htm

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