Bisher haben wir - d.h. die "Umweltbewegung", also der VCD und andere Umweltverbände - mehr und bessere Verbindungen mit Bus und Bahn häufig mit dem Argument gefordert, dies sei aus umwelt-, energie- und verkehrspolitischer Sicht notwendig und sinnvoll. Dieses Argument ist richtig, wir haben sehr viele einzelne Teilargumente dafür und diese Argumente werden auch in Zukunft weiter wichtig bleiben.
Es ist aber in der Vergangenheit oft nicht gelungen, klarzustellen, daß attraktive öffentliche Verkehrsmittel nicht nur umwelt- und verkehrspolitisch wichtig sind, sondern vor allem auch einen Gewinn an Lebensqualität darstellen.
Vielen Menschen ist dieser Zusammenhang an sich nicht unbekannt. Wenn sie in Metropolen wie Berlin oder sogar München reisen, merken sie, daß dort öffentliche Verkehrsmittel - obwohl aus unserer Sicht immer noch stark verbesserungswürdig - wesentlich attraktiver als bei ihnen zu Hause sind und sehen dies durchaus als Vorteil der großen Städte an.
Den Schluß, attraktive öffentliche Verkehrsmittel auch bei sich zu Hause zu fordern, ziehen sie allerdings oft nicht. Sie meinen, dort sei das Auto die einzige Möglichkeit, angemessene Mobilität zu schaffen. Vergessen werden dabei vor allem diejenigen, die kein Auto haben und davon gibt es auch in Klein- und Mittelstädten und auch im ländlichen Raum immer noch viele: Kinder, Jugendliche, Alte, Behinderte und Menschen, die sich kein Auto leisten können oder wollen. Aber auch für diejenigen, die ein Auto haben, ist es ein Vorteil, nicht auf das Auto angewiesen zu sein, und die Möglichkeit zu haben, entspannt zu reisen und die Reisezeit nutzen zu können. Gerade in einem Flächenland wie Bayern ist es wichtig, daß attraktive öffentliche Verkehrsmittel kein Privileg der Ballungsräume bleiben.
Die Kampagne "Initiative für ein modernes Bayern-Netz für Bus und Bahn" will den Gewinn an Lebensqualität stärker in den Mittelpunkt der Argumentation für attraktive Bahnen und Busse rücken - ein Schwerpunkt soll dabei auf die Bedürfnisse der Menschen außerhalb der Ballungsräume gelegt werden.
Ein wichtiger neuer Ansatzpunkt ist es dabei, neue Allianzen mit relevanten gesellschaftlichen Gruppen und Organisationen zu bilden. Die Interessenvertretungen derjenigen gesellschaftlichen Gruppen, die besonders von attraktiven öffentlichen Verkehrsmitteln profitieren, werden im Rahmen der Kampagne angeschrieben oder angesprochen und um eine Unterstützung der Kampagne gebeten. Damit soll zweierlei erreicht werden:
- Die Kampagne soll auf eine breite Basis gestellt werden. Die Forderung nach attraktiven öffentlichen Verkehrsmitteln soll nicht nur aus dem Lager der Umweltverbände kommen, die dies ohnehin schon immer fordern - was bei den verantwortlichen Entscheidungsträgern oft leider nur müdes Gähnen hervorruft, sondern eben auch von Gruppierungen, die gesellschaftliche Gruppen vertreten, die von attraktiven öffentlichen Verkehrsmitteln profitieren. Eine solche von einem breiten Bündnis aufgestellten Forderung können die Entscheidungsträger nicht mehr so leicht ignorieren.
- In den betreffenden Gruppierungen und Organisationen soll das Bewußtsein dafür, daß attraktive öffentliche Verkehrsmittel für ihr Klientel enorm wichtig sind, geschaffen bzw. verstärkt werden. Nachdem diese Organisationen häufig die Funktion von Multiplikatoren haben, kann auf diese Weise dieses Bewußtsein allgemein verbreitet werden.
Bei den Vorbereitungen der Kampagne wurden eine ganze Reihe von Organisationen gefunden, die für eine Unterstützung in Frage kommen - wen wundert's? Schließlich profitieren ja nach unserer Überzeugung fast alle gesellschaftlichen Gruppen von attraktiven öffentlichen Verkehrsmitteln. Dementsprechend werden z.B. Verbände, die in irgendeiner Form die Interessen von Kindern und Jugendlichen bzw. deren Eltern, Lehrer und Erzieher vertreten ebenso angesprochen wie die Vertretungen von Senioren und Behinderten - schließlich sind das die Gruppen, die häufig auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen sind. Aber auch Tourismus- und Fremdenverkehrsverbände gehören zu den potentiellen Unterstützern - attraktive öffentliche Verkehrsmittel sind ein dickes Plus für den Fremdenverkehr. Die Aufzählung kann an dieser Stelle nur unvollständig sein.