Presseecho zur Pressemitteilung 06/2002 des VCD Bayern:

Nürnberger Nachrichten am 2002-02-05:

Nürnberger Nachrichten

Aktionsbündnis fordert einen attraktiven Ausbau des Nahverkehrs

"Dichtes Netz für Bus und Bahn"

Ein dichter Fahrtakt und familienfreundliche Tarife - Moderne Züge

NÜRNBERG (Eig. Ber./fra) - Wenn Albrecht Schläger über die Zukunft und den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs in Bayern spricht, dann wählt der Förster und Politiker gerne einen Vergleich mit der Natur. "Je stärker die Seitenbäche, desto größer der Hauptstrom", betont der verkehrspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion. Übertragen auf das Verkehrsnetz im Freistaat bedeutet dies aus seiner Sicht: Viel mehr Menschen würden - gerade in den ländlichen Regionen - auf Busse und/oder Bahnen umsteigen, wenn denn das Angebot üppiger und die Verbindungen in die größeren Städte besser wären.

Daher haben sich die bayerischen Sozialdemokraten auf Initiative Schlägers nun dem Aktionsbündnis "Modernes Bayern-Netz für Bahn und Bus" angeschlossen. Die Initiatoren (Verkehrsclub Deutschland, Fahrgastverband "Pro Bahn" und Bund Naturschutz) fordern, das Netz des öffentlichen Verkehrs so eng zu knüpfen, dass am Ende "für 90 Prozent der Bevölkerung Bayerns eine regelmäßig bediente Haltestelle in der Nähe der Wohnung liegen soll". Kein Wunder, dass sich gerade auch viele Kommunen und Tourismusverbände dem Bündnis angeschlossen haben. "Um Autofahrer zum Umsteigen zu bewegen, um vielen Menschen überhaupt erst einmal die Möglichkeit zu bieten, mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren, müssen nicht nur neue Strecken eingerichtet, sondern auch stillgelegte Bahnrouten reaktiviert werden", sagt Matthias Striebich, VCD-Landesvorsitzender. Ein Qualitätssprung im Schienennahverkehr sei besonders in Mittel- und Großstädten und deren Umland erforderlich. Für die Ballungsräume Nürnberg, Augsburg, Ingostadt, Regensburg und Würzburg regt das Bündnis ein dichteres Zugangebot (Regio-S-Bahnen) an mit Taktzeiten von 15 bis 30 Minuten. In Städten wie Erlangen, Coburg, Ingolstadt, Hof oder Regensburg und den jeweiligen Umlandgemeinden sollen Stadtbahnsysteme - nach dem Kalsruher Vorbild - für umweltfreundliche Mobilität sorgen.

Um den (potentiellen) Fahrgästen das Angebot schmackhaft zu machen, müssen nach Ansicht der Initiatoren jedoch einige Punkte erfüllt werden. Ein "attraktives Angebot im Bayern-Netz" verkehrt demnach zwischen 5 und 24 Uhr, täglich. Moderne Züge mit hohem Komfort müssten ebenso selbstverständlich sein wie attraktive Haltestellen. "Wir fordern zudem ein einfaches Tarifsystem, das vor allem familienfreundlich ist", betont Striebich. Dann, so die Hoffnung, würden sowohl die Seiten- als auch die Hauptströme anschwellen. (Kommentar)

Kommentar:

Visionäre

Wohin steuert der Verkehr?

Ein dichtes Netz für Busse und Bahn: Nur besessene Autofahrer können dieses Ansinnen ablehnen. Alle Prognosen, gerade für das Flächen- und Transitland Bayern, sagen für die nächsten Jahrzehnte eine drastische Zunahme des Verkehrs voraus. Doch der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs kostet sehr viel Geld. Und für die Finanzierung braucht man ungleich mehr Fantasie als für die Planung neuer Strecken, Taktzeiten und Tarifsysteme.

Aus den vorhandenen Regionalisierungsmitteln des Bundes - wie es die SPD vorsieht - lässt sich der flächendeckende Ausbau jedenfalls nicht realisieren. Und es scheint utopisch, alles Geld für Straßen- und U-Bahnbau, für Großprojekte wie Transrapid oder Straßen-Tunnel auf die Schiene umzuleiten, wie es dem VCD vorschwebt.

Noch eins: Pendler, die sich schon jetzt täglich mit den Zumutungen und Unzulänglichkeiten der Deutschen Bahn herumärgern müssen, wären froh, wenn das vorhandene Schienennetz zuverlässig bedient würde. Über Visionen reden wir später.

ANDREAS FRANKE

Leserbrief zum Kommentar:

Ralf Altenberger
Landesgeschäftsführer des VCD Bayern
Postfach 4203
90022 Nürnberg

An
Nürnberger Nachrichten

Zu Ihrem Kommentar "Visionäre" in den NN vom 05.02.2002, Seite 17, schreibe ich Ihnen mit Bitte um Veröffentlichung folgenden Leserbrief:

Es ist verfehlt, die Idee eines flächendeckenden attraktiven öffentlichen Verkehrs als bloße Vision, über die "wir später reden”, abzutun. Attraktive Bahnen und Busse gerade auch in der Fläche sind vielmehr eine Notwendigkeit, um die Lebensqualität der Menschen in diesen Regionen zu erhöhen und Mobilität auch für die Zukunft zu sichern.

Die Finanzierungsvorschläge der Initiative "Modernes Bayern-Netz für Bahn und Bus" sind durchaus realistisch: Für Prestigeobjekte wie Transrapid, Autobahnen, U-Bahnen, Hochgeschwindigkeitsstrecken wird derzeit so unheimlich viel Geld ausgegeben, daß man sogar mit einem kleinen Teil davon schon sehr viel von den angeblich utopischen Vorschlägen für ein attraktives Verkehrssystem realisieren könnte.

Daß es oberste Priorität haben muß, die vorhandenen Schienenstrecken wieder zu einem zuverlässigen Verkehrssystem zu machen, ist unbestritten und wurde auch vom Verkehrsclub Deutschland (VCD) ausdrücklich gefordert. Dies darf aber nicht den Blick auf ein weitergehendes Konzept, das man natürlich auch als "Vision" bezeichnen kann, verstellen. Die Weichen dafür müssen jetzt - und nicht später irgendwann einmal - gestellt werden.

Wenn das Öl in einigen Jahren immer knapper und teurer sein wird, ist es zu spät um noch schnell ein funktionierendes flächendeckendes öffentliches Verkehrssystem aufzubauen. Dann würde Mobilität zum Privileg einiger weniger Reicher.

Mit freundlichen Grüßen
 
Ralf Altenberger
Landesgeschäftsführer des VCD Bayern

 

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