Pressemitteilung
11/2020

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Nürnberg, 9. Juli 2020

Chance für mehr Bahn nutzen

Der VCD Bayern begrüßt aktualisiertes Konzept von VDV und Allianz pro Schiene zu notwendigen Bahnreaktivierungen.

Gerd Weibelzahl, Bahnexperte im bayerischen Landesvorstand des ökologischen Verkehrsclubs VCD, freut sich über das am heutigen Donnerstag, 9.7., vorgelegte Konzept von VDV und Allianz pro Schiene: "Neben vielen bereits berücksichtigten Bahnreaktivierungen in Bayern werden vier weitere Bahnstrecken im Freistaat aufgenommen. Die guten Vorschläge der beiden Verbände sollte der Freistaat als Anlass nehmen, seine Politik zu überdenken und endlich aktiv das Thema anzugehen. Mit dem derzeitigen Schneckentempo brauchen wir noch bis zum Jahr 2300, bis alle Vorschläge umgesetzt sind."

Weibelzahl kritisiert, dass die sogenannten "vier Bahnreaktivierungskriterien" eher dazu dienen, Reaktivierungen zu verhindern. Besonders problematisch ist das "1000-er-Kriterium": Es müssen durchschnittlich 1000 Personen pro Tag auf der ganzen Strecke fahren. Da hierbei gemittelt wird, sind auf Teilabschnitten Fahrgastzahlen weit über 1000 nötig. Gleichwertige Lebensverhältnisse in ganz Bayern können so nicht gewährleistet werden. Die Auffassung des bayerischen Verkehrsministeriums, dass 25 Reisende, welche bei einer reaktivierten Strecke in einem Zug fahren, auch umstandslos in einen stattdessen fahrenden Bus sitzen würden, ist fachlich fragwürdig.

Der VCD schlägt vor, sich nicht nur auf die zu reaktivierende Strecke zu beziehen, sondern die Wirkung einer Reaktivierung im Gesamtnetz zu betrachten. "Erst wenn die Umsteiger bis zur nächst größeren Stadt berücksichtigt werden, lässt sich damit die Wirtschaftlichkeit sinnvoll abschätzen. Man baut ja auch keine Autobahnen ohne Ausfahrten. Unter Berücksichtigung des Umsteigereffektes ist die Wirtschaftlichkeitsgrenze von 1000 Personenkilometer je Kilometer zu reaktivierender Strecke vertretbar," bekräftigt Weibelzahl.

Bayern sollte die Chance nutzen, Mittel aus dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes (GVFG) des Bundes für Reaktivierungen zu nutzen. Die Novelle des GVFG hat die Rahmenbedingungen für Reaktivierungsprojekte im Personenverkehr erheblich verbessert, sowohl hinsichtlich der Förderbedingungen als auch der Förderhöhe. Das GVFG ist nicht nur dafür da, einen S-Bahn-Tunnel in München zu bauen.

Im Landesentwicklungsprogramm Bayern heißt es vielversprechend: "Möglichkeiten von Reaktivierungen sollen genutzt werden." Und weiter: "Sofern die Voraussetzungen für Streckenreaktivierungen gegeben sind, bieten diese gegenüber Streckenneubauten die Möglichkeit, die Anbindung Bayerns an das Schienenwegenetz ohne Neuzerschneidungen der Landschaft kostengünstig und flächensparend zu verbessern." Wenn die Voraussetzungen sinnvoll neu formuliert werden, kann Bayern der Vorgabe des Landesentwicklungsprogramms gerecht werden.

Hintergrund: Reaktivierungs-Konzept von VDV und Allianz pro Schiene

Für Fragen steht Ihnen Gerd Weibelzahl unter Tel. 0160/9460 5819 zur Verfügung.

 

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