Pressemitteilung
18/2015

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Nürnberg, 14. Dezember 2015

"In Bayern ist es am schlimmsten"

Verfehlte Verkehrspolitik in Bayern führt zu gefährlichen Städten

Bayerische Städte sind "Unfall-Hochburgen". Darauf weist der ökologische Verkehrsclub Deutschland VCD heute hin. Er zitiert dabei eine Untersuchung des Verbraucherprotals billiger.de, in der 100 Städte aus Deutschland verglichen wurden. Bayerische Städte haben darin besonders schlecht abgeschnitten. Unter den unrühmlichen "Top 20" der unfallträchtigsten Städte befinden sich gleich 13 aus Bayern, z. B. Weiden, Würzburg, Straubing, Bamberg, Ingolstadt, Passau.

Der VCD fordert die betroffenen Städte und das Land Bayern auf, ihre Verkehrspolitik zu ändern. "Weniger gefährlicher Autoverkehr, attraktivere Orte für mehr Radfahrer und Fußgänger und ein wesentlich ausgebauter öffentlicher Verkehr sind die Grundvoraussetzungen für Verkehrssicherheit", bekräftigt Bernd Sluka, der Vorsitzende des VCD in Bayern. Wie dies aussehen kann zeigt der VCD in seiner Vision "Stadt von Morgen". Vor allem müsse aber auch der Umgang mit sicheren Geschwindigkeiten in Bayern erleichtert werden. Sluka: "Tempo 30 als Regel innerorts und 50 dort, wo dies menschenverträglich möglich ist, ist die beste Voraussetzung für einen sicheren Stadtverkehr."

Das gewählte Vergleichsmaß "Verletzte je 100000 Einwohner" bevorzugt zwar Städte mit vielen Autopendlern, aber viel Autoverkehr führt gleichzeitig zu hoher Unfallgefahr. Nach Ansicht des VCD befinden sich unter den gefährlichsten Städten vor allem Städte, die einseitig auf den Autoverkehr setzen, ihn durch Parkplätze in der Stadt und große Straßen noch befördern. Radfahrer und Fußgänger bekommen dort oft nur Restflächen zugewiesen und müssen dann auf Umwegen oder gar gefährlichen Wegen unterwegs sein. Häufig wird auch der Ausbau des öffentlichen Verkehrs und seine Verknüpfung mit dem Umland vernachlässigt, die zu weniger Autoverkehr beitragen könnte.

"Im Ländervergleich kann man sich nicht auf die Pendler herausreden, denn auch in den anderen Bundesländern gibt es Städte mit vielen Pendlern", erklärt Sluka. Dass Bayern einsam die Spitze einnimmt, zeuge von einer verfehlten Landesverkehrspolitik. Die bundesweiten Baurichtlinien sehen eine sichere, menschengerechte Gestaltung von Stadtstraßen vor und empfehlen auch geschwindigkeitsdämpfende Maßnahmen, wo sonst zu schnell gefahren würde. Die "bayerische Linie" geht anders: Der Freistaat schreibt breite Durchfahrtschneisen durch Städte und Dörfer vor und untersagt bauliche Maßnahmen, um unangemessen hohe Geschwindigkeiten zu reduzieren. Sluka: "In Bayern werden Autofahrer regelrecht zum Durchrasen von Städten und Dörfern verführt."

Auch im rechtlichen Bereich geht Bayern einen Sonderweg. Die StVO erlaubt Tempolimits auch auf Hauptverkehrsstraßen, z. B. zum Schutz der Anwohner vor Lärm oder zur Verbesserung der Verkehrssicherheit. In Bayern wird diese Vorschrift sehr restriktiv gehandhabt und praktisch nicht umgesetzt. Dagegen geht Baden-Württemberg viel offensiver vor und animiert die Kommunen, die rechtlichen Spielräume auszuschöpfen, wo es notwendig wird. Offensichtlich mit Erfolg: Keine Stadt aus Baden-Württemberg ist unter den Top 20 des Städtevergleichs und auch im Landesdurchschnitt liegt das Land mit 451 Verletzten je 100000 Einwohner im unteren Bereich der Vergleichsskala, während Bayern mit 557 ganz oben unrühmlich mitmischt.

zum Städtevergleich auf billiger.de: http://company.billiger.de/presse/pressemeldungen/marktdaten/2015/100-Staedte-Studie-Verunglueckte-Verkehrsunfaelle.php
Infografik: http://company.billiger.de/wAssets/img/presse/Pressestelle/Verkehrsunfallopfer/presse_billiger.de_verunglueckte_in_staedten_balkendiagramm.png

Für Rückfragen steht Ihnen der VCD-Vorsitzende Bernd Sluka unter Tel. 0176/420 63 287 persönlich zur Verfügung. Oder wenden Sie sich bitte an das VCD-Landesbüro.

 

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