Pressemitteilung
41/2003

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Verkehrsclub Deutschland
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Nürnberg, 7. Oktober 2003

Verkehrsclub Deutschland bewertet das Verkehrskonzept in Bad Aibling

Schlechte Noten für die Pläne der Stadt

Als untauglich bezeichnete der Vorsitzende des Verkehrsclub Deutschland (VCD) in Bayern die Pläne der Stadt Aibling, Verkehr in Wohngebiete zu leiten. Anstatt wie allerorts üblich Anwohner zu entlasten, wird ihre Belastung mehr als verdoppelt. Dies sei völlig unverständlich.

Der VCD wurde durch Zeitungsmeldungen auf die Pläne der Stadt Bad Aibling aufmerksam und von Bürgern der Stadt um eine Stellungnahme gebeten. Die fiel deutlich aus: Er rät dringend von der Umsetzung ab.

"Die Stadt Bad Aibling macht sich ihren Verkehr selbst, indem sie beispielsweise attraktive Freizeitziele in das Zentrum und Versorgungseinrichtungen an den Stadtrand legt und dazu überreichlich Parkplätze zur Verfügung stellt", urteilt Bernd Sluka, Verkehrsexperte des Landesverbandes Bayern des VCD und Gutachter. Den dadurch erzeugten Binnenverkehr könne man aber mit Hilfe einer Einbahnstraße nicht verringern, sondern nur umleiten.

Bei Umsetzung des städtischen "Einstiegskonzepts" würden die Fahrzeugzahlen z.B. in der Krankenhausstraße mehr als verdoppelt, also in einem Bereich, in dem Schulen, Kindergarten, sowie das Krankenhaus und Wohnhäuser dominieren. Dort, in einer Wohnstraße, soll zukünftig weit mehr Verkehr rollen, als auf einer durchschnittlichen bayerischen Staatsstraße mit allen Konsequenzen wie Lärm, Abgasen und Unfallgefahr. Das alles, um auf einem Kilometer Stadtzentrum das Verkehrsaufkommen um gerade etwa 20% zu reduzieren. "20% weniger ist eine Änderung, die nicht mal merklich sein wird. Weniger Lärm bemerken Menschen beispielsweise erst, wenn das Verkehrsaufkommen halbiert wird", erklärt der Gutachter des VCD.

Zur Zeit baut die Stadt schon wieder die Möglichkeiten des Kraftfahrzeugverkehrs aus, indem sie Straßen begradigt, verbreitert und Kreuzungen entflechten läßt. "Auch im Verkehr gilt das Prinzip von Angebot und Nachfrage," stellt Sluka fest. "Bessere, schnellere Straßen oder mehr Parkplätze bewirken vor allem, daß noch mehr mit dem Auto gefahren wird. Und das ist etwas, was Bad Aibling überhaupt nicht brauchen kann."

Anstelle dessen schlägt der VCD eine Reihe von Maßnahmen vor, die geeignet sind, überflüssigen Verkehr zu vermeiden und den restlichen Verkehr in verträglichere Bahnen zu lenken, unter anderem:

  • Siedlungspolitik mit konzentrierter Bebauung und Läden in jedem Stadtteil,
  • Parkraumbewirtschaftung in der gesamten Stadt,
  • dringend überfälliger Ausbau des öffentlichen Verkehrs zu einer attraktiven Alternative,
  • bessere, vor allem ausreichend breite Wege für Fußgänger, Querungshilfen an belebten Straßen und vor schützenswerten Einrichtungen (z.B. Schulen) ? hier besteht ein großer Nachholbedarf,
  • Attraktivitätssteigerung für den Radverkehr, nicht durch Ausgrenzung auf Sonderwege, sondern durch Abkürzungen, gute Parkplätze für Fahrräder, Beschilderung von Fahrradrouten sowie
  • abgestimmte Verkehrspolitik, um so Schleichwegfahrten schon im Umland zu verhindern.

Fazit des Begutachtenden: "Nach meinem Eindruck betreibt die Stadt eine falsche Verkehrspolitik, mit der sie selbst das Auto einseitig fördert. Dann darf sie sich auch nicht über viel Autoverkehr wundern. Sie sollte ihn dann aber akzeptieren und nicht auch noch durch Wohngebiete schicken."

Rückfragen bitte das an VCD-Landesbüro, Ralf Altenberger, (0911) 47 17 43 oder Bernd Sluka, Tel. (0160) 170 46 96

Die Stellungnahme des VCD können Sie im Landesbüro anfordern.

 

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