Pressemitteilung
15/2002

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Landshut, 13. April 2002

VCD Bayern fordert Konzept für ein Inter-Regio-Netz

Wiedereinführung eines engmaschigen Netzes von qualifizierten Fernverkehrsverbindungen unterhalb des ICE notwendig

Nachfolgeangebot für die IR-Linie 25 von Oberstdorf über München, Landshut, Regensburg, Hof weiter nach Leipzig/Berlin bzw. Dresden gefordert

Landshut. - Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) fordert ein Konzept für die Wiedereinführung eines engmaschigen Inter- Regio-Netzes. Bei der jährlichen Mitgliederversammlung des bayerischen Landesverbandes des VCD in Landshut sagte die stellvertretende Landesvorsitzende Doris Kraeker: "Gerade Bayern als Flächenstaat braucht ein Netz von qualifizierten Fernverkehrsverbindungen unterhalb des ICE."

Der VCD kritisiert damit die Pläne der Deutschen Bahn, das Produkt Inter-Regio (IR) mittelfristig ganz zu streichen und dann im wesentlichen nur noch ICE- und Nahverkehrszüge zu fahren. Damit würden nicht nur ganze Regionen - wie zum Beispiel auch Landshut - vom Fernverkehrsnetz abgehängt, sondern eine preiswerte Alternative für viele Reisenden falle einfach weg.

Aus der Sicht des Fahrgasts müssen die Vorteile des IR - nämlich Taktverkehr, Bistro, moderne Wagen und durchgehende, umsteigefreie Fernverkehrsverbindungen ohne Zuschlag auch zwischen und abseits der IC- und ICE-Bahnhöfe - unbedingt erhalten bleiben. Im Interesse der Regionen zwischen und abseits der IC- und ICE-Bahnhöfe dürfen diese nicht von dem Fernverkehrsangebot abgehängt werden.

Wenn die DB AG ein solches System nicht betreiben will, dann kommen nach Auffassung des VCD auch private Anbieter in Frage. Bahn-AG-Konkurrent Connex stehe schon in den Startlöchern.

Für den ostbayerischen Raum fordert der VCD die Wiederinbetriebnahme der ehemaligen IR-Linie 25 von Oberstdorf über Landshut, Regensburg und Hof in Richtung Leipzig/Berlin oder Dresden mit einem durchgehenden Zwei- Stunden-Takt. Auch hier gilt nach Auffassung des VCD: Wenn die DB AG daran kein Interesse hat, soll das Angebot von einem anderen Anbieter geleistet werden.

Im Grundsatz ist es nach Auffassung des VCD zu begrüßen, daß die Bundesregierung nun den IR-Verkehr finanziell fördern will. Allerdings kommt dies einige Jahre zu spät, weil nun schon ein großer Teil des Inter-Regio-Netzes verschwunden ist. "Der große Erfolg des Inter-Regios bei seiner Einführung lag ja in dem relativ engmaschigen Netz und dem regelmäßigen Angebot. Einzelne IR-Züge nun mit öffentlichen Mitteln weiter zu betreiben kann nicht das Ziel sein, sondern das Netz und das regelmäßige Angebot müssen wieder hergestellt werden. Dann trägt sich der Inter-Regio fast von selbst," betont Kraeker.

Durch die schleichende Abschaffung des Interregios durch die DB AG wird nach Auffassung des VCD ein ursprünglich erfolgreiches Konzept zerstört. "Seit seiner Einführung war der Interregio sehr beliebt bei den Fahrgästen und auch wirtschaftlich durchaus erfolgreich," erklärt die VCD-Landesvorsitzende Doris Kraeker. Im Durchschnitt waren Auslastung und Kostendeckung vergleichbar mit IC und ICE. Von den Fahrgästen wurde der Interregio als sehr großer Fortschritt gesehen. Ergebnis einer offiziellen Umfrage: 90 % der Fahrgäste fanden den Interregio "gut bis sehr gut". Dabei waren vor allem folgende Eckpunkte des Interregio- Konzepts maßgebend:

  • Endlich wurde auch für die Regionen abseits und zwischen den IC- und ICE-Bahnhöfen ein regelmäßiges Fernverkehrsangebot mit einem auf fast allen Linien durchgehenden 2-Stunden-Takt geschaffen.
  • Für den Interregio wurde mit den modernisierten Wagen und der einheitlichen Farbgebung von Anfang an durchgehend ein sehr ansprechendes Marketingkonzept verfolgt.
  • Das Bistro war das für die Reisenden im Interregio maßgeschneiderte Angebot für die Reiseverpflegung. Endlich konnte man auch bei Bahnfahrten ohne IC und ICE einmal im Zug frühstücken, einen Kaffee oder ein Bier trinken oder einen kleinen Imbiß zu sich nehmen.
  • Der Interregio kostet keinen Zuschlag (am Anfang nur bei Fahrten über 50 Kilometer, später allgemein).
  • Die Mitnahme von Fahrrädern ist integrierter Bestandteil des IR. Ersatzzüge nehmen entweder keine Fahrräder mit (ICE) oder sind aufgrund ihrer Geschwindigkeit und häufigen Umsteigens nicht attraktiv.
Dieses erfolgreiche Konzept wurde und wird von der DB immer weiter aufgeweicht:
  • Durch die Streichung von IR-Zügen wurde das Prinzip des Taktverkehrs immer mehr verlassen. Damit wurde ein Eckpunkt des Erfolgskonzepts - der Taktverkehr - aufgegeben, obwohl sich sowohl im Nahverkehr als auch im Fernverkehr (sowohl beim IC/ICE als auch beim IR am Anfang) gezeigt hat, daß der Taktverkehr das "A und O" für ein erfolgreiches Bahnkonzept darstellt.
  • In immer mehr IR-Zügen wurde und wird das Bistro gestrichen und damit ein wichtiges Qualitätsmerkmal beseitigt.
  • Der IR verliert das Image als moderner Zug, weil das Wagenmaterial nicht auf einem angemessenen Qualitätsstandard gehalten wird. Teilweise werden die IRs sogar aus irgendwelchen bunt zusammen gewürfelten Wagen gebildet.
  • Die Laufwege der Interregios wurden immer weiter gekürzt und damit zusätzliche Umsteigezwänge geschaffen.
Die genannten Verschlechterungen des IR-Angebots haben zu einer immer weiter fortschreitenden Verschlechterung der Wirtschaftlichkeit geführt. Ein Schrumpfprozess wurde in Gang gesetzt. So steht mittlerweile mehr oder weniger das gesamte IR-Angebot auf dem Spiel.

Der VCD fordert eine grundlegende Kehrtwende dieser Entwicklung. "Ein IR-Netz, wie es Anfang der 90er Jahre schon weitgehend bestanden hat, muß wieder eingeführt und weiter ausgebaut werden," so Kraeker.

Rückfragen bitte an das VCD-Landesbüro

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